
heute möchte ich mit euch in ein Thema eintauchen, das viele von uns fasziniert, aber auch Anlass zur Diskussion gibt: die bunte Welt der Mutationen und Farbvarianten bei unseren Degus. Neben dem ursprünglichen, Agoutifarbenen Degu, wie wir ihn aus der Natur kennen, gibt es mittlerweile eine beeindruckende Vielfalt an Fellfarben. Diese sind das Ergebnis gezielter Zuchtbemühungen über Jahre hinweg.
So spannend diese Vielfalt auch ist, ist es mir ein persönliches Anliegen, dass wir uns auch der möglichen Kehrseiten und der Verantwortung bewusst sind, die mit der Zucht auf bestimmte Farben einhergehen kann. Lasst uns gemeinsam einen Blick darauf werfen!
Die bunte Palette: Bekannte Farbvarianten im Detail
Die Zahl der Degu-Farbvarianten ist in den letzten Jahren wirklich beachtlich gestiegen. Auch wenn unsere kleinen Freunde immer neue "Anstriche" bekommen, ist es wichtig zu wissen: Bisher gibt es keine eindeutigen wissenschaftlichen Beweise dafür, dass bestimmte Fellfarben automatisch mit spezifischen Gesundheitsproblemen verbunden sind.

Dennoch – und das kann ich nicht genug betonen – sollte das Wohl unserer Degus immer an erster Stelle stehen. Ihre Gesundheit hängt maßgeblich von einer artgerechten Haltung, ausgewogener Ernährung und regelmäßigen Tierarztbesuchen ab, ganz unabhängig von der Fellfarbe.
Hier stelle ich euch einige der häufigeren Farbvarianten vor, wie ich sie kenne und was dazu oft berichtet wird:
Agouti (Der Wildfang)
Blaue Degus (oft auch Silber-Degus genannt)Merkmale: Das ist die "Originalfarbe" unserer wilden Degus. Das Fell hat eine bräunliche Grundfarbe mit dunkleren Haarspitzen (das nennt man "Ticking"), was dem Degu ein leicht meliertes oder gestreift wirkendes Aussehen gibt. Für mich der klassische Degu-Look!
Gesundheit aus meiner Sicht: Bei Agouti-Degus sind mir keine farbspezifischen Gesundheitsprobleme bekannt. Sie gelten allgemein als robust und widerstandsfähig – eben ganz die ursprüngliche Form.
Blue non Agouti (Das einfarbige Blau)Merkmale: Diese Degus haben ein Fell, das einen silbergrauen bis leicht bläulich wirkenden Schimmer besitzt. Besonders bei Jungtieren kann dieser Schimmer oft sehr schön zur Geltung kommen.
Gesundheit aus meiner Sicht: Bisher gibt es auch hier keine handfesten Hinweise darauf, dass blaue Degus grundsätzlich gesundheitlich anfälliger wären. Sie scheinen nach aktueller Kenntnis genauso vital zu sein wie ihre wildfarbenen Artgenossen.
Cream Degus (Die Zart-Beigen)Merkmale: Wie der Name schon sagt, ist dies eine nicht-Agouti Farbe, also ohne das typische Ticking der Wildform. Das Fell ist einfarbig blaugrau und kann, wie du es auch bei deinem Bild beschrieben hast, von einem hellen, fast weißgrundierten Ton bis zu einem dunklen, satten Schiefer reichen.
Gesundheit aus meiner Sicht: Ähnlich wie bei den Blauen (Silber-)Degus sind mir hier keine spezifischen, farbbedingten Gesundheitsprobleme bekannt, die über die allgemeinen Degu-Themen hinausgehen. Eine solide Zuchtbasis ist natürlich auch hier wichtig.
Lilac Degus (Die Zarten)Merkmale: Cream Degus haben einen hellen Beigeton im Fell. Wie du es bei deinem Bild beschrieben hast, kann dieser Farbton im Laufe des Wachstums der Tiere noch etwas nachdunkeln oder intensiver werden.
Gesundheit aus meiner Sicht: Bei Cream-Degus habe ich noch keine Berichte über spezifische, schwerwiegende farbbedingte Gesundheitsprobleme gehört. Manchmal werden sie in ihrer Erscheinung mit Sandfarbenen verglichen; ob die bei Sandfarbenen manchmal beobachtete, etwas ruhigere Art oder potenzielle Anfälligkeiten hier auch eine Rolle spielen könnten, ist nicht belegt. Generell gilt: Auf eine gute Herkunft achten!
Sandfarbene Degus (Beige-Töne)Merkmale: Lilac-Tiere ein sehr helles, fast silbrig-graues Fell, oft mit einem ganz zarten, kaum wahrnehmbaren pastellfarbenen (lilaartigen) Schimmer.
Gesundheit aus meiner Sicht: Direkte, farbbedingte Gesundheitsprobleme sind mir hier nicht bekannt. Aber wie bei allen selteneren oder stark durchgezüchteten Farben ist es wichtig, dass Züchter auf eine breite genetische Basis achten, um gesundheitliche Risiken zu minimieren.
Schwarze Degus (Die Seltenen)Merkmale: Wie der Name schon sagt, erinnert das Fell dieser Degus an Sand. Die Farbpalette reicht hier von einem hellen Beige bis hin zu wärmeren Erdtönen.
Gesundheit aus meiner Sicht: Hier ist Vorsicht geboten und ich möchte meine Beobachtungen teilen: Mir ist zu Ohren gekommen und auch in Halterkreisen wird manchmal berichtet, dass sandfarbene Degus tendenziell ruhiger und vielleicht weniger aktiv wirken könnten. Einige befürchten sogar eine höhere Anfälligkeit für Krankheiten oder eine potenziell geringere Lebenserwartung. Wichtig: Das sind bisher meist subjektive Beobachtungen und keine wissenschaftlich fundierten Fakten! Man sollte solche Aussagen also mit Bedacht aufnehmen, aber im Hinterkopf behalten und bei Tieren dieser Farbe vielleicht ein besonders wachsames Auge auf die Gesundheit haben.
Schoko Degus (Die Zartbitteren)Merkmale: Diese Farbvariante ist wirklich selten und zeichnet sich, wie der Name sagt, durch ein tiefschwarzes Fell aus.
Gesundheit aus meiner Sicht: Da schwarze Degus noch nicht so verbreitet und dementsprechend weniger umfassend dokumentiert sind, gibt es meines Wissens bisher kaum Berichte über spezifische, farbgebundene Gesundheitsprobleme. Auch hier ist eine gesunde Zuchtbasis entscheidend.
Weiße Degus (Die Hellen)Merkmale: Diese Degus haben ein wunderschönes, warmes schokoladenbraunes Fell. Oft ist auch ein leichter rötlicher Unterton zu erkennen, der die Farbe besonders satt wirken lässt.
Gesundheit aus meiner Sicht: Spezifische, farbbedingte Gesundheitsprobleme sind mir bei Schoko-Degus bisher nicht bekannt. Wie bei allen Farbvarianten gilt aber auch hier: Eine verantwortungsvolle Zucht, die auf gesunde Elterntiere und Linien achtet, ist das A und O.
Scheckige Degus (Die Gefleckten – detaillierter betrachtet)Merkmale: Das Fell dieser Degus ist sehr hell, oft ein fast silbriges Grau. Das verleiht ihnen ein ganz besonderes, manchmal fast schon ätherisches Aussehen. (Hinweis: Echte Albinos mit roten Augen sind extrem selten und eine andere genetische Geschichte).
Gesundheit aus meiner Sicht: Bei sehr hellen Degus, insbesondere wenn genetisch eine Nähe zu Albinismus besteht (was bei den meisten "weißen" Zuchtformen nicht der klassische Albinismus ist), sollte man auf mögliche Augenempfindlichkeiten achten. Ein Mangel an Pigmenten kann theoretisch zu erhöhter Lichtempfindlichkeit (Photophobie) führen. Es gibt auch Berichte aus der Tierwelt (nicht speziell und umfassend für Degus dokumentiert), dass bei bestimmten Weiß-Genen oder Albinismus Hörprobleme auftreten können. Hier gilt es, besonders aufmerksam zu sein und im Zweifel einen erfahrenen Tierarzt zu konsultieren.
Allgemeine Merkmale der Schecken: Deine Erklärungen waren hier ja schon super! Ein Schecke hat immer nur eine Grundfarbe (z.B. Agouti, Blau, Schoko etc.), die mit weißen Bereichen kombiniert ist. Weiß selbst zählt in der Genetik nicht als Farbe, sondern als Fehlen von Farbe. Die Muster können extrem vielfältig sein und jeden Schecken zu einem kleinen Unikat machen!
Allgemeine Gesundheitsaspekte bei Schecken aus meiner Sicht: Bei der reinen Scheckenzucht sehe ich die Gefahr, dass der Fokus zu stark auf das äußere Muster gelegt wird und die genetische Vielfalt zu kurz kommen kann. Das kann langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen. Deshalb ist eine verantwortungsvolle Zucht, die auch auf andere Aspekte achtet, so wichtig.
1. Punktschecke (Minimal gescheckt)
2. Starkschecke (Deutlich gescheckt)Merkmale: Hier ist die Weißzeichnung minimal. Es ist oft nur ein bisschen Weiß sichtbar, zum Beispiel als kleine Blesse im Gesicht, an den Pfoten, ein weißer Brustfleck oder ein paar weiße Stichelhaare im Fell. Die Grundfarbe des Degus dominiert hier ganz klar.
Gesundheit aus meiner Sicht: Solange die Zucht nicht extrem auf das Erzielen winziger Abzeichen fokussiert ist und die genetische Basis breit bleibt, sehe ich hier keine spezifischeren Probleme als bei der Grundfarbe selbst oder bei Schecken allgemein.
3. Superschecke (Fast weiß / Ehemals "Weißer Degu")Merkmale: Bei Starkschecken ist der Weißanteil schon deutlich höher, so etwa im Bereich von 40-70% des Fells. Die Flecken der Grundfarbe sind klar und deutlich auf dem weißen Untergrund zu sehen und bilden ein schönes, auffälliges Muster.
Gesundheit aus meiner Sicht: Hier gelten die allgemeinen Hinweise für Schecken: Eine verantwortungsvolle Zucht ist wichtig, um Inzuchtprobleme und eine zu geringe genetische Vielfalt zu vermeiden.
Ein Regenbogen an Genen: Wie entstehen die Farben?Merkmale: Superschecken haben einen sehr hohen Weißanteil, ab ca. 80% aufwärts. Oft bleiben nur noch wenige, kleine Flecken der Grundfarbe übrig, manchmal am Kopf oder am Rücken. Wie du richtig sagtest, entspricht diese Variante oft dem, was viele als "weißen Degu" bezeichnen, aber genetisch gesehen handelt es sich um eine extreme Form der Scheckung.
Gesundheit aus meiner Sicht: Hier verbinde ich die Hinweise von Schecken mit denen, die ich im nun wieder eingefügten Abschnitt "Weiße Degus" genannt hatte. Bei Tieren mit sehr hohem Weißanteil sollte man immer ein Auge auf mögliche Augenempfindlichkeit (Photophobie durch Pigmentmangel) haben. Auch wenn für Degus nicht umfassend dokumentiert, sind in der Tierwelt bei extremen Weiß-Scheckungen manchmal auch andere Probleme (z.B. im Verdauungs- oder Hörbereich) bekannt, die durch gekoppelte Gene verursacht werden könnten. Eine sehr sorgfältige und verantwortungsbewusste Zucht ist hier unerlässlich!
Du fragst dich vielleicht, wie diese ganze Farbenpracht zustande kommt? Ganz vereinfacht gesagt: Die Fellfarbe eines Degus wird durch seine Gene bestimmt – wie ein Bauplan. Verschiedene Farbvarianten entstehen durch natürliche Veränderungen in diesen Genen (Mutationen) oder eben durch gezielte Auswahl und Verpaarung durch uns Menschen in der Zucht.


Während das Züchten auf bestimmte Farbmerkmale für viele im Vordergrund steht, appelliere ich immer wieder daran: Die Gesundheit und das Wohl der Tiere müssen immer an erster Stelle stehen! Ein verantwortungsvoller Züchter achtet darauf, dass die genetische Vielfalt in seiner Zuchtlinie erhalten bleibt. Das ist super wichtig, um das Risiko für Erbkrankheiten oder ein schwaches Immunsystem so gering wie möglich zu halten.
Mehr als nur Farbe: Die Kehrseite der Medaille – Risiken der Farbzucht
So schön die Vielfalt auch ist, die Zucht auf bestimmte Farben kann auch einige Risiken mit sich bringen, die wir nicht ignorieren sollten:
- Gesundheitliche Probleme durch eingeschränkte genetische Vielfalt: Wenn Züchter sich zu stark nur auf die Farbe konzentrieren, kann es passieren, dass andere wichtige Eigenschaften – wie Robustheit und eben jene genetische Vielfalt – zu kurz kommen. Das kann Linien hervorbringen, die anfälliger für bestimmte Krankheiten sind oder ein schwächeres Immunsystem haben.
- Mögliche Veränderungen im Verhalten: Wie bei den sandfarbenen Degus erwähnt, gibt es manchmal Beobachtungen, dass bestimmte Farbvarianten ein verändertes Temperament zeigen könnten (z.B. ruhiger, weniger vital). Ob das direkt an der Farbe liegt oder an der engeren Zuchtbasis, ist oft schwer zu sagen.
- Die Ethik der Zucht – eine Herzensangelegenheit für mich: Die Zucht von Lebewesen sollte meiner Meinung nach niemals nur auf Ästhetik abzielen. Verantwortungsvolle Züchter stellen sicher, dass Gesundheit, artgerechtes Sozialverhalten und die Lebensqualität ihrer Tiere immer im Fokus stehen. Eine reine "Modefarben-Zucht", die genetische Vielfalt oder das Wohl der Tiere missachtet, halte ich für ethisch sehr bedenklich und lehne sie ab.
Wenn du vor der Entscheidung stehst, Degus bei dir aufzunehmen, sollte die Fellfarbe wirklich nur ein Nebenaspekt sein. Es gibt viel wichtigere Dinge, auf die du achten solltest:
- Die Gesundheit geht vor: Achte darauf, dass der Degu einen gesunden, aktiven und fitten Eindruck macht. Klare Augen, ein glänzendes Fell (egal welche Farbe!) und ein lebhaftes, neugieriges Verhalten sind gute Zeichen.
- Sozialverhalten ist Key: Degus sind extrem soziale Tiere und dürfen niemals alleine gehalten werden! Wähle Tiere, die bereits gut in einer Gruppe sozialisiert sind oder gut in deine bestehende Gruppe integriert werden können.
- Die Herkunft: Suche dir einen Züchter oder eine Notstation/Tierheim, die nachweislich Wert auf die Gesundheit und artgerechte Haltung der Tiere legen, nicht nur auf hübsche Farben. Ein guter Züchter kann dir viel über seine Tiere erzählen, zeigt dir die Haltung und berät dich gerne.
- Die Farbe als nettes Extra: Natürlich darf dir eine bestimmte Farbe gefallen. Aber sie sollte niemals das Hauptkriterium sein. Ein gesunder, gut sozialisierter Degu wird dir viel mehr Freude bereiten, als ein vielleicht besonders gefärbter, aber kränklicher oder verhaltensauffälliger Zeitgenosse.
Die vielen Farbvarianten bei Degus sind ohne Frage optisch sehr ansprechend und bereichern die Degu-Welt. Aber – und das ist meine feste Überzeugung – diese Vielfalt darf niemals auf Kosten der Gesundheit oder des Wohlbefindens unserer kleinen Freunde gehen. Eine artgerechte Haltung, eine ausgewogene, auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Ernährung und regelmäßige tierärztliche Gesundheitschecks sind das Fundament für ein glückliches Degu-Leben – ganz egal, welche Farbe das Fell hat.
Verantwortungsvolle Zucht und Haltung bedeuten für mich, dass das Wohl der Tiere immer und uneingeschränkt im Mittelpunkt steht. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Degus ein langes, gesundes und erfülltes Leben führen können.
Ich freue mich auf eure Gedanken und vielleicht auch eure eigenen Erfahrungen mit verschiedenen Farbvarianten in den Kommentaren!
Viele Grüße,
Patrick