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Streitarten bei Degus

Verfasst: 29. Mai 2025, 13:07
von DeguTraum
Hallo liebe Degu-Halter,

auch in der harmonischsten Degu-Gruppe kann es mal zu Meinungsverschiedenheiten oder handfestem Zoff kommen. Das gehört bis zu einem gewissen Grad zum normalen Sozialverhalten dazu. Wichtig ist jedoch, dass ihr lernt, zwischen harmlosen Rangeleien zur Klärung der Rangordnung und wirklich ernsten Auseinandersetzungen zu unterscheiden. Nur so könnt ihr im Ernstfall richtig und schnell handeln, um eure kleinen Fellnasen zu schützen.

Dieser Beitrag soll euch helfen, die verschiedenen Arten von Konflikten besser zu verstehen:

Arten von Streitigkeiten bei Degus

1. Der "harmlose" Streit – Rangordnungskämpfe und kleine Zickereien
Solche Kabbeleien sind meist nicht besorgniserregend und dienen oft der Festigung der Gruppenhierarchie.

Typische Situationen:
  • Während oder nach einer Neuvergesellschaftung.
  • Wenn Jungtiere in die Pubertät kommen und ihre Grenzen und ihren Platz in der Gruppe austesten.
  • Kleine Meinungsverschiedenheiten um Futter, den besten Schlafplatz oder andere "wichtige" Kleinigkeiten.
So sieht's meist aus (Verhalten):
  • Die Degus richten sich auf und stehen auf den Hinterbeinen, oft leicht seitlich zueinander.
  • Sie "boxen" mit den Vorderpfoten in Richtung des Kontrahenten.
  • Es können laute Pfiffe und Quieklaute zu hören sein.
  • Manchmal wird auch mit den Hinterbeinen nach dem anderen getreten.
  • Es kann vorkommen, dass sie im Eifer des Gefechts umfallen und sich kurz auf dem Boden übereinander wälzen.
Der übliche Ausgang:
  • In der Regel zieht sich das unterlegene Tier nach kurzer Zeit zurück und signalisiert damit seine Unterlegenheit.
  • Diese "Kämpfe" sind meist von kurzer Dauer und enden ohne ernsthafte Bissverletzungen. Leichte Kratzer können vorkommen, sind aber selten.
2. Der ERNSTE Streit – Hier ist sofortiges Handeln gefragt! ⚠️
Ernsthafte Kämpfe sind deutlich seltener, aber ungleich gefährlicher und erfordern euer schnelles Eingreifen!

Alarmzeichen (Merkmale eines ernsten Kampfes):
  • Eine deutlich höhere und ernstere Aggressivität als bei harmlosen Rangeleien.
  • Die Degus jagen sich verbissen und versuchen, einander gezielt und heftig zu beißen, oft in empfindliche Körperstellen wie die Kehle, den Bauch oder den Genitalbereich.
  • Es ist weniger lautes, eher "aufgeregtes" Fiepen zu hören, dafür mehr ernste, bedrohliche Angriffs- oder Kampfgeräusche (z.B. tiefes Knurren, wütendes Kreischen, Fauchen).
  • Die Tiere verkeilen sich ineinander und bilden eine regelrechte "Kampfkugel".
  • Ein Tier wird massiv bedrängt, unterworfen und hat keine Chance mehr, sich der Situation zu entziehen.
Verhalten und akute Gefahr:
  • Das überlegene oder angreifende Tier versucht, den Rivalen massiv zu attackieren, zu verletzen und zu vertreiben.
  • In einem begrenzten Raum wie einem Gehege hat das unterlegene Tier kaum oder keine Fluchtmöglichkeiten. Solche Kämpfe können zu schweren Verletzungen oder sogar zum Tod des unterlegenen Tieres führen!
DRINGENDER Handlungsbedarf durch den Halter:
  • Bei Anzeichen eines ernsten Kampfes müsst ihr SOFORT und entschlossen eingreifen!
  • Trennt die streitenden Tiere umgehend. Nutzt dazu dicke Handschuhe oder ein Handtuch, um euch selbst vor Bissen zu schützen. Ein lautes Geräusch (z.B. in die Hände klatschen) kann die Tiere kurz ablenken, um sie greifen zu können.
  • Untersucht beide Tiere sorgfältig auf Verletzungen und versorgt diese gegebenenfalls bzw. sucht einen Tierarzt auf.
  • Die Tiere müssen vorerst strikt getrennt bleiben (Sicht- und Riechkontakt vermeiden, um weiteren Stress zu verhindern).
  • Nach einer ausreichenden "Abkühlphase" und genauer Ursachenanalyse kann unter Umständen eine sehr behutsame und gut geplante Neuvergesellschaftung auf komplett neutralem Boden versucht werden. Dies erfordert viel Erfahrung, Geduld und Wissen über das Verhalten von Degus. Holt euch hierfür unbedingt Rat bei erfahrenen Haltern oder Degu-Hilfsorganisationen.
Konflikten vorbeugen – Tipps für ein harmonischeres Miteinander

Ganz ausschließen kann man kleine Meinungsverschiedenheiten nie, aber ihr könnt viel tun, um das Risiko ernster Konflikte deutlich zu reduzieren:
  • Ausreichend Platz und Struktur: Ein großes, gut strukturiertes Gehege (gesetzliche Mindestmaße sind oft nicht ausreichend!) mit vielen Versteck-, Kletter- und Ausweichmöglichkeiten für jedes Tier reduziert Stress und Aggressionspotenzial.
  • Ressourcenmanagement: Bietet mehrere Futterstellen, Wasserstellen, Sandbäder und beliebte Schlafhäuser an (ideal: immer eine Ressource mehr als Tiere in der Gruppe leben). So entsteht kein unnötiger Konkurrenzkampf.
  • Gute Beobachtung: Behaltet eure Gruppe aufmerksam im Auge. So könnt ihr frühzeitig subtile Spannungen oder Mobbingansätze erkennen und gegebenenfalls gegensteuern (z.B. durch eine Umstrukturierung des Geheges, Anbieten neuer Beschäftigungsmöglichkeiten, um Langeweile vorzubeugen).
  • Stabile soziale Struktur: Achtet auf die natürliche Rangordnung und versucht, die Gruppe stabil zu halten. Jede Veränderung (Integration neuer Tiere, Tod eines Gruppenmitglieds) kann die Hierarchie vorübergehend durcheinanderbringen und erfordert besondere Aufmerksamkeit.
  • Keine gemischten Gruppen ohne Kastration: Werden Männchen und Weibchen zusammengehalten, müssen die Männchen unbedingt kastriert sein, um Nachwuchs und hormonell bedingte Aggressionen zu vermeiden.
Wichtig zum Schluss

Das Wohl eurer Degus steht immer an erster Stelle. Beobachtet eure Tiere gut und scheut euch nicht, bei Unsicherheiten, anhaltenden Spannungen oder nach ernsten Kämpfen Rat bei sehr erfahrenen Degu-Haltern, spezialisierten Degu-Hilfsorganisationen oder einem degukundigen Tierarzt zu suchen. Manchmal ist trotz aller Bemühungen eine dauerhafte Trennung zweier Streithähne unumgänglich für den Frieden in der Restgruppe oder das Wohl der einzelnen Tiere.

Habt ihr schon Erfahrungen mit Streitigkeiten in eurer Degu-Gruppe gemacht? Wie habt ihr die Situation eingeschätzt und was hat geholfen? Teilt eure Tipps und Erlebnisse mit der Community!