Leitfaden Vergesellschaftung & Erklärung
Verfasst: 5. Jun 2025, 12:31

du fragst dich, was es mit der Vergesellschaftung von Degus auf sich hat und wie du deinen kleinen Fellnasen ein glückliches Gruppenleben ermöglichen kannst


Ich erkläre dir, warum Degus Gesellschaft brauchen und welche Konstellationen es gibt – verständlich für Einsteiger und mit Kniffen für erfahrene Halter.

Degus sind von Natur aus extrem soziale Tiere. In freier Wildbahn leben sie in komplexen Familienverbänden, sogenannten Kolonien. Einzelhaltung ist für Degus daher absolut nicht artgerecht und kann zu Verhaltensstörungen führen, wie im obigen Hinweis unmissverständlich dargelegt. Eine Vergesellschaftung bedeutet also, Degus so zusammenzuführen, dass sie eine harmonische Gruppe bilden können. Es geht darum, ihnen ein Leben zu ermöglichen, das ihrer Natur entspricht.
Warum ist die Gruppe so wichtig für Degus?
Stell dir vor, du müsstest dein ganzes Leben alleine verbringen, ohne jemanden zum Reden, Kuscheln oder Spielen.


Welche Formen der Vergesellschaftung gibt es?
Es gibt verschiedene bewährte Methoden, um Degus glücklich zusammenleben zu lassen:
1. Die klassische Gruppenhaltung: Ein (kastrierter) Herr und seine Damen
Das ist sozusagen das "Standardmodell" in der Heimtierhaltung: Eine Gruppe besteht hier typischerweise aus einem kastrierten Männchen und mehreren Weibchen. Das ist wichtig, um unerwünschten Nachwuchs zu vermeiden und Stress durch ständige Paarungsversuche zu reduzieren. Das Männchen und die Weibchen können sehr innige Bindungen eingehen. Innerhalb der Weibchengruppe kann sich eine soziale Hierarchie entwickeln – ein bisschen Gezicke und Rangordnungskämpfe sind da manchmal normal, solange es nicht in ernsthafte Kämpfe ausartet.
2. Geschwisterliebe: Gemeinsam unzertrennlich
Degus, die zusammen aufgewachsen sind, also beispielsweise Wurfgeschwister, verstehen sich meistens prächtig und können oft problemlos ihr Leben lang zusammenbleiben. Sie kennen sich in- und auswendig, haben eine besonders enge Bindung und zeigen in der Regel ein sehr harmonisches Gruppenverhalten. Das gilt sowohl für reine Weibchengruppen als auch für reine Männchengruppen (idealerweise Brüder, die nie getrennt waren). Bei gemischtgeschlechtlichen Geschwistergruppen ist natürlich die rechtzeitige Kastration des Böckchens unerlässlich!
3. Ein Single sucht Anschluss: Einen einzelnen Degu integrieren
Manchmal hat man einen einzelnen Degu – sei es, weil ein Partnertier verstorben ist, man einen Notfall aufgenommen hat oder aus anderen Gründen. Diesen einzelnen Degu kannst du oft erfolgreich in eine bestehende Gruppe oder mit einem anderen einzelnen Degu vergesellschaften.
Aber Achtung: Das ist die Königsdisziplin und erfordert viel Geduld, Fingerspitzengefühl und eine gut durchdachte Vorgehensweise! Eine langsame, schrittweise und kontrollierte Einführung ist hier das A und O, um Aggressionen zu minimieren. Die Degus müssen die Chance bekommen, sich ganz allmählich aneinander zu gewöhnen und soziale Bindungen aufzubauen. Schnellschüsse führen hier selten zum Erfolg.
Wichtige Grundregeln für jede Vergesellschaftung:

- Geduld, Geduld, Geduld: Erwarte nicht, dass sich die Degus von heute auf morgen lieben. Eine Vergesellschaftung ist ein Prozess, der Tage, manchmal sogar Wochen dauern kann. Gib ihnen die Zeit, die sie brauchen.
- Beobachtung ist alles: Behalte die Tiere während und nach der Zusammenführung sehr gut im Auge. Nicht jede Kombination funktioniert auf Anhieb oder überhaupt. Manchmal passen Charaktere einfach nicht zusammen – so wie bei uns Menschen auch.
- Territoriales Verhalten und Aggression verstehen: Ein gewisses Maß an Jagen, Beschnuppern, dem anderen aufreiten (zur Klärung der Rangordnung) oder auch mal quietschen und zwicken ist im Rahmen. Wenn es aber zu ernsthaften Beißereien kommt, bei denen Blut fließt, ein Tier permanent gejagt und unterdrückt wird oder panische Angst zeigt, dann ist das ein klares Alarmzeichen! In solchen Fällen musst du die Tiere sofort trennen, um Verletzungen zu vermeiden.
- Das richtige Umfeld schaffen:
- Neutraler Boden: Die erste richtige Zusammenführung sollte immer auf neutralem, für alle Degus unbekanntem Terrain stattfinden, das nach keinem der Tiere riecht. Das kann ein gesicherter Auslauf sein oder ein frisch und sehr gründlich gereinigter Käfig, der idealerweise auch neu eingerichtet ist.
- Ausreichend Platz: Ein zu kleiner Käfig fördert Aggressionen. Sorge für ein großzügiges Heim.
- Viele Rückzugsmöglichkeiten: Häuschen, Röhren, Ebenen – jeder Degu sollte die Möglichkeit haben, sich auch mal zurückzuziehen.
- Mehrere Ressourcen: Biete anfangs mehrere Futterstellen, Trinkflaschen und Sandbäder an. Das reduziert Konkurrenz und Streit um begehrte Ressourcen.

Ich hoffe, dieser kleine Einblick hilft dir dabei, deinen Degus ein artgerechtes und glückliches Leben in der Gruppe zu ermöglichen. Es ist eine wirklich spannende Erfahrung, die kleinen Persönlichkeiten bei der Interaktion zu beobachten, und es gibt kaum etwas Schöneres, als eine harmonische, miteinander kuschelnde Degugruppe zu sehen!
Viel Erfolg und Freude mit deinen kleinen Rackern!